Édith Weber (1925–2024)

Am 5. Juli 2024 verstarb in Paris im hohen Alter von 98 Jahren Frau Prof. Dr. Édith Weber. Geboren 1925 in Straßburg, absolvierte sie ihre akademischen Studien an der Univer­si­tät Straßburg, war dann (seit 1958) Assistentin von Jacques Chailley und später Maître-assistante im Fach Musikgeschichte an der Sorbonne in Paris. 1982 wurde sie zum Professeur titulaire (première classe) an der Université de Paris IV-Sorbonne berufen.

Zentrale wissenschaftliche Arbeitsgebiete Édith Webers waren die protestanti­sche Kirchenmusik in Frankreich und Deutschland sowie die Hymnologie. Sie gründete dazu die Forschungsgruppe „Patrimoine musical 1450–1750“ und organisierte mehrfach internationale Symposien, deren Resultate in den Bänden der Reihe „Itinéraires du cantus firmus“ publiziert wurden. Die Reihe wendet sich an Musikforscher wie Hymnologen, an Wissenschaftler wie Praktiker. Generell zielten We­bers Veröffentlichungen auf eine möglichst breite Gruppe von Lesern und Interessen­ten, so beispielsweise auch ihre „Histoire de la musique française 1500–1650“. Vor allem mit ihren zahllosen sonntäglichen Radiosendungen „Images bibliques“ erreichte sie ein großes Publikum. Neben ihrer Forschungstätigkeit arbeitete sie u. a. auch in der Internationalen Arbeitsgemeinschaft für Liturgik und Hymnologie mit.

Die Verbindung Édith Webers mit der Internationalen Heinrich-Schütz-Gesell­schaft begann 1965. In diesem Jahr übernahm sie die Leitung der neu gegründeten französischen Sektion und behielt sie bis kurz vor ihrem Tod. Mit großem Engagement war sie bei zahlreichen Schütz-Festen und -Arbeitstagungen präsent, kein Heft der „Acta Sagittariana“ erschien ohne ihren detaillierten Bericht über ihre Sektionsarbeit.

Zu ihren vielfältigen wissenschaftlichen Aktivitäten für Heinrich Schütz gehören die Veröffentlichung zahlreicher Artikel über Schütz und seine Zeitgenossen in verschiedenen französischen Nachschlagewerken sowie in der Zeitschrift „l’Éducation Musicale“, Rezensionen zahlreicher einschlägiger Veröffentlichungen und Einspie­lungen in den „Publica­tions de la Société Française d’Étude du Seizième Siècle“, die Durchführung von Lehr­veranstaltungen zur Musik von Schütz, Schein und Scheidt an der Universität Paris, der Universität „Inter-Âges“ sowie am Institut Catholique de Paris, die Übersetzung von Schütz’ Vorworten zu seinen Druckausgaben ins Französische, um in Frankreich eine werkgerechte historische Aufführungspraxis seiner Musik zu befördern, und nicht zu­letzt die Mitarbeit an einem 2003 erschienenen Sonderheft der Zeitschrift „Ostinato rigore“ mit dem Titel: „Heinrich Schütz et la musique allemande au XVIIe siècle“.

In Anerkennung ihrer großen Verdienste hat die Internationale Heinrich-Schütz-Gesellschaft Édith Weber zum Ehrenmitglied ernannt. Die Gesellschaft wird das Andenken an sie in Ehren halten.

Prof. Dr. Walter Werbeck